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KURZFASSUNG DER KROATISCHEN GESCHICHTE IN DEN LETZTEN 100 JAHREN        (25.05.2019)

An unsere Freunde in Österreich und Europa

Aufgrund ihrer jahrhundertelangen gemeinsamen Geschichte mit Kroatien müssten die Österreicher eigentlich beste Kenner der kroatischen Gegenwart sein. Nun hat das katholische Bistum Gurk-Klagenfurt einen Gottesdienst zu Ehren der von den jugoslawischen Kommunisten im Mai 1945 ermordeten kroatischen Kriegsgefangenen und Zivilisten, im österreichischen Bleiburg, zunächst verboten und danach doch auf einer niedrigeren, nur priesterlichen und nicht bischöflichen, Ebene zugelassen. Dies empfanden die Kroaten als eine bis dahin nicht dagewesene Kränkung. Über diesen Vorfall wurden die katholischen Instanzen in Europa in Kenntnis gesetzt. Der folgende kurze Überblick über die neueste kroatische Geschichte richtet sich sowohl an unsere österreichischen Freunde als auch an jeden an der kroatischen Vergangenheit Interessierten mit der Absicht, die Ereignisse um Bleiburg besser zu verstehen, damit sich die jüngsten unerfreulichen zwischenkirchlichen Ereignisse nicht wiederholen.

Mehr als dreizehn Jahrhunderte lang lebten die Kroaten im Einflussgebiet der mitteleuropäischen und mediterranen Kultur und Zivilisation im fruchtbaren Austausch mit den benachbarten Völkern, jedoch in unterschiedlichen politischen Formen, in welchen sie einige Elemente ihrer Staatlichkeit bewahrt haben. Zuerst als selbstständiger Staat, dann in der Union mit Ungarn und später gemeinsam mit Österreich entwickelten sich die Kroaten zu einem eigenständigen Volk, das zugleich Gemeinsamkeiten mit ihren westlichen und südlichen Nachbarn pflegten.

K.u.K. Österreich-Ungarn

Sowohl die kroatischen Politiker als auch viele Intellektuelle glaubten, sich mit den Serben leichter verständigen zu können als mit den vermeintlich „fremden“ Ungarn und Österreichern. Das erwies sich als Illusion. Belgrad hielt in seiner Politik zwei Lösungen der südslawischen Frage bereit: eine großserbische und eine gesamtjugoslawische. Das großserbische Projekt sah zunächst den Zusammenschluss aller so genannten “serbischen Länder“ vor. Dazu gehörten Serbien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina sowie Teile Kroatiens (Süddalmatien und Slawonien). Restdalmatien und Istrien wollte sich Italien einverleiben. Gegen derartige Aussichten liefen die kroatischen Exilpolitiker Sturm. Doch am Ende des Ersten Weltkriegs siegte schließlich die jugoslawische Gesamtlösung. Danach wurden sämtliche Gesetze im neuen Staat gegen den Willen der stärksten kroatischen Partei, der Bauernpartei, durchgesetzt. Wirtschaftlich wurden die Kroaten ausgebeutet. Die einstige südslawische Geldmetropole Zagreb verlor diese Position zugunsten Belgrads. In der Armee und Staatsverwaltung spielten die Kroaten eine untergeordnete Rolle. Erst jetzt wurde offenkundig, dass die Kroaten unter den Habsburgern mehr Rechte besaßen als in dem „erträumten“ Jugoslawien.

Königreich Jugoslawien

Im jugoslawischen Parlament tötete ein serbischer Abgeordneter den Führer der Kroatischen Bauernpartei, Stjepan Radic, sowie drei weitere Abgeordneten. 1929 proklamierte König Aleksandar eine Diktatur. Das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen wurde in Königreich Jugoslawien umbenannt. Alle Parteien wurden verboten, einschließlich ihrer nationalen Symbole, wie Fahnen und Wappen, mit Ausnahme der serbischen Symbole, die zugleich Symbole der Serbisch-Orthodoxen Kirche waren. Jugoslawien wurde in einen „Einheitsstaat“ verwandelt unter dem Motto: „Ein Volk, ein Staat, ein König“ (und das ein Jahrzehnt vor Hitlers ähnlicher Parole). Der Führer der kroatischen Nationalisten, Dr. Ante Pavelic, floh ins Ausland und gründete die „Kroatische Revolutionäre Bewegung Ustascha“, (Ustascha bedeutet 'Aufständische'), die ebenso Gewalt als Mittel zur Befreiung des Landes billigte. Angesichts der „deutschen Gefahr“ durch den „Anschluss“ Österreichs verständigten sich die kroatischen und serbischen Politiker auf die Gründung einer autonomen „Banchaft Kroatien“, die die kroatischen Länder sowie Teile Bosnien-Herzegowinas umfasste.

Diese Entscheidung kam jedoch zu spät. Eigentlich wollte Hitler-Deutschland Jugoslawien nicht angreifen, da es dem „Drang nach Osten“ nicht im Wege lag. Belgrad hatte sich sogar dem „Drei-Mächte-Pakt“ angeschlossen. Kurze Zeit darauf putschten serbische Offiziere mit Hilfe britischer Geheimagenten und stürzten die damalige jugoslawische Regierung. Deutschland griff Jugoslawien an und besiegte seine Armee in etwa zwei Wochen. Keiner der Betroffenen wollte für Jugoslawien kämpfen. Kroatien und Bosnien-Herzegowina wurden danach in einem autoritären Unabhängigen Staat Kroatien unter Führung der nationalistischen “Ustascha-Bewegung“ mit Ante Pavelic als Staatsoberhaupt vereint. Große Teile der Kroaten begrüßten diese Eigenstaatlichkeit zunächst, wurden aber schon bald enttäuscht. Angesichts vieler italienischer Niederlagen zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wollte der italienische Duce Mussolini zumindest einen „Sieg“ für sich verbuchen und verlangte von dem politisch schwachen Kroatien erfolgreich mehr als die Hälfte Dalmatiens und fast alle Adria-Inseln.

Unabhängiger Staat Kroatien

Erst als Hitler die Sowjetunion angriff, riefen die jugoslawischen Kommunisten zum Aufstand auf. Im damaligen Kroatien entbrannte ein vielschichtiger Krieg. Alle gegen Alle. Anfangs wurde die Partisanenbewegung in Kroatien stark von Serben bestimmt, doch bereits von 1942 an stießen immer mehr Kroaten zu den antifaschistischen Kämpfern unter der Führung des Generalsekretärs der Kommunistischen Partei Jugoslawiens, Josip Broz Tito.

Nach der Kapitulation Italiens im September 1943 war offenkundig, dass Hitlers Deutschland den Krieg verlieren würde. Am Ende des Krieges blieben die von den Kommunisten geführten Partisanen konkurrenzlose Sieger. Es setzte eine allgemeine Flucht all derjenigen ein, die mit Deutschland zusammenarbeiteten. Etwa eine halbe Million Volksdeutscher flüchtete oder wurde vertrieben, viele von ihnen wurden ermordet. Die kroatischen, serbischen und slowenischen Nationalisten, darunter viele Zivilisten, Frauen und Kinder, suchten Schutz in Österreich und wurden im Mai 1945 von den Briten der Armee Titos ausgeliefert. Vom österreichischen Bleiburg bis tief ins Innere Jugoslawiens wurden auf diesem so genannten „Kreuzweg“ etwa 80 bis 100 Tausend Menschen von den Partisanen ermordet.

Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien

Ihr wahres Gesicht zeigten die jugoslawischen Kommunisten erst zu Beginn des Friedens, als Jugoslawien zu einer Art Mini-Sowjetunion wurde. Indes kam es schon bald zum Konflikt zwischen Stalin und Tito, da der jugoslawische Führer seine außenpolitischen Pläne ohne Moskau verfolgte. Alle sowjetischen Versuche, Jugoslawien zu destabilisieren, scheiterten nicht zuletzt auch daran, dass der Westen in die Bresche sprang und Titos Land wirtschaftlich, militärisch und politisch wirksam unterstützte. Jugoslawien wurde sogar Mitglied eines „Balkan-Pakts“ mit den NATO-Staaten Griechenland und Türkei.

Erst danach entwickelten die jugoslawischen Kommunisten eine Ideologie des so genannten „Dritten Weges im Sozialismus“, der geprägt war von der Arbeiterselbstverwaltung in den Betrieben sowie einer nicht gebundenen Außenpolitik. Beide Ansätze waren halbherzig, da sie in einem totalitären System eingebunden blieben. Alle entscheidenden Beschlüsse kamen von der Partei- und Staatsspitze, von Tito und seinen engsten Mitarbeitern. Die Versuche von Milovan Dilas und später 1971 und 1972 von kroatischen und serbischen „liberalen“ Kommunisten, das Parteimonopol zu brechen, scheiterten. Anfang der siebziger Jahre gewannen die kroatischen Kommunisten wegen ihres Eintretens für nationale Belange Sympathie im Volk. Sie wurden jedoch von den Genossen aus den eigenen Reihen zurückgedrängt. Tito und seine Anhänger in den Teilrepubliken blieben bis zuletzt der kommunistischen Ideologie verhaftet.

Jugoslawien blieb das ewige Krisenland. Es war mit über 35 Milliarden Dollar im Ausland verschuldet, der Alltag durch allgemeinen Warenmangel belastet. Dass es den Menschen in den anderen Ostländem weitaus schlechter ging, tröstete sie wenig. Sie zogen eher Vergleiche mit den westlichen Ländern Italien, Österreich und Deutschland. Nur dank der Einnahmen aus dem Tourismus und der enormen, von den Gastarbeitern überwiesenen Devisen konnte Jugoslawien seine Zinsen begleichen und den Lebensstand halbwegs aufrecht halten. Im Übrigen erhielt Titos Staat günstige Kredite aus dem Westen, sogar Schenkungen, um als Beispiel für andere kommunistischen Länder zu dienen. Langfristig blieb der Erfolg jedoch aus.

Bereits einige Jahre vor Titos Tod wuchs die Unzufriedenheit der Menschen. Die drei Säulen, auf die Jugoslawien sich stützte, begannen zu bröckeln: Nach dem Tod des charismatischen Staatschefs Tito übernahmen acht Nachfolger die Regierungsgeschäfte, allesamt Bürokraten ohne jeden gesamtjugoslawischen Einfluss. Nach heftigen innerparteilichen Kämpfen siegte in Serbien auf einem Parteikongress ein bis dahin wenig bekannter Funktionär namens Slobodan Milosevic. Er übernahm fast alle großserbischen Forderungen. Jugoslawien sollte eine so genannte moderne Föderation werden, in der die Stimmen der einzelnen Bürger ausschlaggebend sein und die Rechte der Teilrepubliken eingeschränkt werden sollten.

Das aber wollten weder die slowenischen noch die kroatischen Kommunisten, und auch die bosnischen und mazedonischen Vertreter lehnten diese Vorschläge ab. Auf dem letzten Kongress 1988 wurde die gemeinsame Kommunistische Partei „begraben“ und die jugoslawische Armee durch und durch von Serben beherrscht. In Slowenien, Kroatien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina siegten bei den Parlamentswahlen demokratische und national orientierte Parteien. Nur in Serbien und Montenegro blieben die Postkommunisten Sieger, und es begann der Krieg, den man im Westen fälschlicherweise „Bürgerkrieg“ nennt, obwohl es ein Angriffskrieg der serbischen Kräfte gegen Slowenien und Kroatien sowie gegen die Bosniaken und Kroaten in Bosnien-Herzegowina war.

Der Krieg dauerte unterschiedlich lang

In Slowenien waren es zwei Wochen, in Kroatien etwa fünf, in Bosnien-Herzegowina sechs Jahre. Am Ende hatte Bosnien-Herzegowina mehr als 100 Tausend Tote zu beklagen, die Schäden wurden in Milliardenhöhe geschätzt. In Kroatien verloren etwa 15 Tausend Menschen ihr Leben, 60 Tausend wurden verletzt. Kroatien hatte sich weitgehend selbst von den serbischen Aufständischen befreit. Ostslawonien integrierte sich auf friedlichem Weg. Für die Kroaten gab es keine Zweifel darüber, wer diesen Krieg, den man in Kroatien den „Vaterlandskrieg“ nennt, gewollt und ausgelöst hat: Es waren Slobodan Milošević und serbische Nationalisten. Die Wirtschaft Kroatiens kam infolge des Krieges fast zum Erliegen. Es gab keinen Tourismus mehr und große Teile der Industrie und Landwirtschaft standen unter dem Beschuss serbischer Kanonen.

Die materiellen Verluste wurden auf über 250 Milliarden Dollar geschätzt. Die Kroaten fürchteten eine „Zyprisierung“ ihres Landes, die Teilung in einen kroatischen und einen serbischen Teil. Dieser wurde als „Serbischen Republik Krajina“ benannt, die jedoch von niemandem, nicht einmal von Belgrad selbst, anerkannt wurde. In zwei Aktionen beendete die kroatische Armee diesen Spuk in kurzer Zeit, und das mit stillschweigender Zustimmung der Amerikaner. Die volle Verantwortung für den Untergang der so genannten „Serbischen Republik Krajina“ lag dennoch bei Milosevics Regime und lokalen serbischen Fanatikern, die den „Schlächter vom Balkan“ vertraut hatten.

Die ersten Wahlen in Kroatien vor 29 Jahren sind reibungslos verlaufen. Zehn Jahre lang herrschte unangefochten der politisch starke Präsident Tuđman, was sich im Krieg und den Wirren derNachkriegsjahre nicht selten als Vorteil erwies. Andererseits wurde unter seiner Herrschaft eine teilweise kriminelle Privatisierung durchgeführt, nicht wesentlich anders als in den übrigen ehemaligen kommunistischen Ländern. Weder er noch seine Gefolgschaft waren für die schweren Zeiten vorbereitet.
Republik Kroatien

Kroatien hat zwei seiner wichtigsten Ziele in der Außenpolitik erreicht. Es wurde Mitglied der NATO und der Europäischen Union. Allein diese Tatsache befriedigt die Bürger noch nicht. Sie verlangen einen höheren Lebensstandard sowie eine dauerhaftere wirtschaftliche und gesellschaftliche Sicherheit. Für die meisten Kroaten ist der Weg vom mitteleuropäischen Österreich-Ungarn bis zur heutigen unabhängigen Republik Kroatien sehr lehrreich gewesen. Indes fordern die Menschen entsprechende Inhalte in Politik, Wirtschaft und Kultur, die noch fehlen, weil nach wie vor alte politische Strukturen aus jugoslawischer Zeit existieren und im Verborgenen wirken. Eine neue Politiker-Generation ist nicht in Sicht. Ob sich Kroatien in nächster Zukunft mehr europäisch ausrichten wird, hängt teilweise auch von der Ermunterung und konkreter Hilfe aus dem befreundeten Ausland ab, aus Deutschland und Österreich, aber auch von Brüssel als der Zentrale der EU. Eine solche Hilfe darf jedoch nicht als Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes wirken, vielmehr selbstlos und wohlwollend sein.


Von GOJKO BORIĆ

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