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EINE GANZ NORMALE FAMILIE        (17.04.2021)

Hinter den legalen Massenprotesten gegen das Corona-Regime stecken keine rechten Verschwörer – sondern die Ehrismanns aus dem Tösstal

Gezählte 8600 Menschen, womöglich auch über 10 000, waren dem Aufruf von «Stiller Protest» gefolgt, um in Liestal friedlich gegen die Corona-Massnahmen zu demonstrieren. Eine beachtliche Leistung für eine Gruppe, die zuvor kaum einer kannte. Wer stand eigentlich hinter «Stiller Protest»? Sind das tatsächlich alles «Flacherdler», wie SRF-Moderator und #NoLiestal-Aktivist Sandro Brotz zu wissen glaubt? Rechtsextreme Gesetzesbrecher, Hass-Agitatoren und Verschwörungstheoretiker, wie der Blick insinuiert? «Verschwörerische Wutbürger», wie CH Media diagnostiziert?

Die Weltwoche wollte es genauer wissen. Im Zürcher Oberland sind wir auf die Familie Ehrismann gestossen, in einem unauffälligen Einfamilienhäuschen zwischen Töss und Kantonsstrasse: Mutter Simone, 37, Vater Martin, 39, und Tochter Alina, 19. Die drei sind die Gründer von «Stiller Protest», und sie leiten den Verein, natürlich mit vielen Helfern, weitgehend autonom. Im Klartext: Die ominöse Organisation, die in den letzten Monaten Tausende von Menschen auf die Strassen gelockt hat, ist ein Familienbetrieb. Bestehend aus Vater, Mutter und einem Teenager. Eine Familie aus der Mitte der Gesellschaft, die bislang mit Demos nichts am Hut hatte.

Eine harte Lektion


Simone ist gelernte Kauffrau; Martin lernte Polymechaniker und reist heute als Servicetechniker im landwirtschaftlichen Bereich kreuz und quer durchs Land; Alina macht gerade eine Lehre als Schreinerin. Aussergewöhnlich ist vielleicht, dass Simone bereits im Alter von siebzehn Jahren Mutter wurde – und dass sie zwei Jahrzehnte später immer noch mit dem Vater der gemeinsamen Tochter und zwei weiteren Kindern zusammenlebt, allem Anschein nach glücklich. Sie hatten es nicht immer einfach. Und es war nur möglich, weil sich die Ehrismanns nie darum scherten, «was die Leute sagen». Sie gingen stets ihren eigenen Weg.

Als im März 2020 die Corona-Seuche ausbrach, machten sich auch Martin und Simone Sorgen. Doch die widersprüchlichen Anordnungen der Regierungen bereiteten ihnen bald mehr Sorgen als das Virus. Ein kurzer erster Shutdown war noch nachvollziehbar – doch warum wurden die Massnahmen aufrechterhalten, als die Welle längst abgeflaut war? Warum nahm man den Kindern die Schule und sperrte sie zu Hause ein, obwohl diese gar nicht gefährdet sind? Wozu die Panikmache? Wäre die Krise nicht schneller überstanden, wenn sich jene selbst schützten, die effektiv in Gefahr waren?

Simone begehrte als Erste auf. Sie stellte das Corona-Regime an ihrem Arbeitsplatz in Frage. Da sie keine Antworten erhielt, begann sie sich zu wehren. Sie wurde, obwohl eine langjährige und bewährte Mitarbeiterin, gefeuert. Auch Martin informierte sich nun etwas genauer. Obwohl es kaum noch Ansteckungen gab, wurde im Lauf des Sommers der Maskenzwang eingeführt, peu à peu – zuerst im öffentlichen Verkehr, dann auf den Pausenplätzen und schliesslich flächendeckend. Dieselben Medien und Politiker, die Masken im Frühling noch als nutzlos abgetan hatten, um den Shutdown zu rechtfertigen, priesen die Zwangsverhüllung nun als Rettung der Menschheit. Das ergab einfach keinen Sinn. Je penetranter die Propaganda war, desto weniger glaubte Martin daran.

Im Herbst begann auch Alina zu rebellieren. Dank einem ärztlichen Attest war sie vom Maskenzwang befreit. Doch die Gewerbeschule setzte sich einfach über das Gesetz hinweg. Eine Lehrerin stellte sie zuerst vor der ganzen Klasse bloss, bevor sie Alina aus dem Schulzimmer warf. Nach einigem Hin und Her durfte Alina dem Unterricht wieder folgen, separiert von den anderen, in einem Plexiglasverschlag.

Es war eine harte Lektion. Einige Kameraden stellten sich offen gegen sie, kein einziger schlug sich auf ihre Seite, die allermeisten kuschten mit gesenktem Kopf. Doch Alina liess sich durch die soziale Isolation nicht brechen. Je brutaler das Mobbing, desto stärker wurde ihr Widerwillen.

Vor diesem Hintergrund lancierte Martin Ehrismann am 24. Oktober 2020 einen ersten Aufruf unter dem Label «Stiller Protest» auf Telegram. Eine Woche später marschierte er zusammen mit Simone an einer Demo gegen das Corona-Regime auf dem Zürcher Helvetiaplatz mit. Für die Ehrismanns war es die erste Demo ihres Lebens. «Mir wurde damals klar, wie man es nicht machen sollte», erinnert sich Martin. Protest allein brachte nichts. Man musste die Mächtigen mit ihren eigenen Waffen schlagen, ihre Massnahmen ad absurdum führen. Und zwar immer streng legal. Ein Video-Clip aus Hamburg brachte ihn auf die Idee: Wenn schon Distanz und Hygiene, dann gleich richtig – mit weisser Ganzkörperverhüllung.

Es beginnt am 7. November 2020 beim Zürcher Bellevue, mit 47 Weissgekleideten; eine Woche später, in St. Gallen, sind es bereits 150 Demonstrierende; erste Medien berichten über die vermeintlichen «Aluhüte», denen ein deutscher Agit-Journalist auch gleich ein braunes Mäntelchen andichtet; am 12. Dezember folgt Aarau mit 250 Teilnehmern. Die auf den 19. Dezember geplante Demo in Winterthur wird nach einem Verbot abgesagt. Denn «Stiller Protest» hält sich an die Gesetze.

Lob von der Polizei


Die folgenden Wochen nutzen die Protestler für kleinere Aktionen. In weisser Vollschutzmontur suchen sie Bahnhöfe und Einkaufszentren auf, mit einem Meter bewaffnet, immer peinlichst auf Minimalabstände bedacht. Und sie kaufen auch tatsächlich ein, sodass man ihnen keine Obstruktion vorwerfen kann. Mehrmals wird die Polizei aufgeboten. Doch die hat nichts in der Hand gegen die Kundschaft, die nichts anderes macht, als die Massnahmen besonders pingelig umzusetzen.

Was nun folgt, ist eine exponentielle Entwicklung, die jede althaussche Pandemieprognose in den Schatten stellt. Am 6. Februar 2021 folgen 800 Menschen dem Demo-Aufruf in Zug. Am 20. Februar in Wohlen sind es bereits 3000. Erstmals wird die internationale Presse auf «Stiller Protest» aufmerksam. «Stiller Protest» ist mittlerweile ein Verein mit Dutzenden von freiwilligen Helfern. Doch die Leitung haben Ehrismanns nie aus der Hand gegeben. Die ganze Familie schuftet von früh bis spät, entwirft Slogans und Grafiken, beantwortet Anfragen, erteilt Aufträge. Nur die Finanzen werden extern geregelt. Es soll alles sauber bleiben.

Am 6. März in Chur wird erstmals systematisch gezählt. Mindestens 4600 Protestler aus allen Schichten kommen auf den Platz. Und dann eben Liestal, wo die Organisatoren bei 8600 Teilnehmern mit dem Zählen aufhören. Die Stimmung bleibt friedlich, abgesehen von einem Geplänkel mit vermummten Antifa-Aktivisten, das vom Blick zur Schlägerei aufgebauscht wird. Entgegen einigen Medienberichten hat auch die Polizei nichts zu bemängeln. Vielmehr lobt diese die kooperative und reibungslose Zusammenarbeit mit «Stiller Protest» im Debriefing.

Effektiv trugen die meisten keine Masken an der Demo, die sich auch gegen den Maskenzwang richtet. Doch das kann man den Organisatoren nicht vorwerfen. Sie riefen mehrfach dazu auf, die Verordnung des Bundesrats einzuhalten. Sie waren gar nicht dazu befugt, bei jedem zu kontrollieren, ob er ein Maskenattest dabeihatte. Nicht einmal die Polizei tat das. Doch es reichte als Vorwand, um die Kundgebung vom «Aktionsbündnis Urkantone» in Altdorf vom letzten Wochenende und die auf den 24. April in Rapperswil geplante Demo von «Stiller Protest» zu verbieten.

Was nun? Simone Ehrismann atmet tief durch: «Wir machen weiter.» Sie werde sich aber strikt an die Gesetze halten, das sei für sie immer zentral gewesen. «Stiller Protest» beschränkte sich daher nicht auf die Absage der Demo in Altdorf, die Gruppe rief explizit zum Verzicht auf unbewilligte Aktivitäten auf. Viele nahmen ihr das übel. Zu einem Stapel von Drohungen und Hassbotschaften der Corona-Gläubigen gesellt sich nun auch die scharfe Kritik aus den eigenen Reihen.

Die Ehrismanns waren eine ganz normale BĂĽezer-Familie, bis ihre Welt aus den Fugen geriet. Sie hatten die Aufmerksamkeit nie gesucht. Sondern ganz einfach versucht, dem eigenen Gewissen zu folgen und das Richtige zu tun.

Alex Baur, Weltwoche
Vorbereitung: D. Gaupp

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