Es gibt aber auch Beispiele von Menschen, dessen
Vorfahren vor Jahrhunderten nach Kroatien kamen, sie
selbst effektiv kroatische Staatsbürger sind, sich
aber trotzdem z.B. als Serben bezeichnen. Man könnte
ein Vergleich mit der Schweiz ziehen. Viele
Eingebürgerte sind froh einen CH-Pass zu besitzen, als
Schweizer fühlen sie sich trotzdem nicht.
2. Wie
unterscheiden sich Kroaten in der Schweiz von anderen
Ausländern?
Von Ausländer aus mittleren Europa unterscheiden
sich Kroaten kaum. Sie haben den gleichen kulturellen
und religiösen Hintergrund (Christen/Katholiken),
ähnliche oder sogar gleiche Geschichte, auch wenn sie
sich Zeitweise als Gegner gegenüber standen, und
Kroaten sich zur Wehr setzen mussten um als Volk nicht
ausradiert zu werden.
Allgemein gesehen mögen sich Kroaten in der Schweiz
durch schnelle und problemlose Integration von anderen
Ausländern unterscheiden. Davon spricht die offizielle
Statistik die besagt, dass in der Schweiz nur ca.
27'000 Kroaten leben. In der Tat wissen wir, dass
diese Zahl viel höher ist, schätzungsweise 80'000,
was auf hohe Anzahl eingebürgerten Kroaten hinweist.
3. Was sind Stärken / Tugenden von Kroaten?
Kroaten passen sich sehr schnell der jeweiligen
Situation an. Dies mag einerseits historisch bedingt
sein, weil sie viele Jahrhunderte unter den
Angreifern und Fremdherrschern zu überleben
lernten. Andererseits sind Kroaten ein extrem
friedliches Volk, das ein gemütliches Leben
bevorzugt. Allerdings, wenn sie gezwungen sind zu
kämpfen um sich und die Heimat zu verteidigen, dann
kämpfen sie geschlossen bis zum Sieg oder
Niederlage.
Das 15. und 16. Jahrhundert war in der Geschichte
Kroatiens vom nahezu ständigen Krieg gegen die
vorrückenden Osmanen gekennzeichnet. Sprichwörtlich
sind kroatische Verteidigungskämpfe. Papst Leo X.
bezeichnete anerkennend die Kroaten im Jahr 1519 als
Antemurale Christianitatis (Bollwerk der
Christentums, lat. "antemurale" für "Vormauer"), weil
sie gegen die Ausbreitung des Osmanischen Reiches
gegen Europa Widerstand leisteten.
Hierzu ein
Beispiel:
Bei der Belagerung der kroatischen Festung Gvozdansko durch osmanische
Truppen kam die gesamte Verteidigung um. Nach etwa dreimonatigen Belagerung
gingen der Burgbesatzung die Vorräte an Nahrungsmitteln, Brennholz und Munition
zu neige. Der Osmane Ferhad-Beg bot den Verteidigern am ersten Weihnachtstag,
dem 25. Dezember 1577 an, sich zu ergeben. Als die Verteidiger dies ablehnten,
begann ein heftiger Artillerieangriff auf die Festung, dem viele Verteidiger zum
Opfer fielen. Den von Hunger und Kälte schwer ausgehungerten Männern gelang es
mit dem Mut der Verzweiflung die Angriffe abzuwehren. Nach drei Tagen heftiger
Kämpfe blieben nur noch dreißig Verteidiger am Leben, die praktisch keine
Munition mehr hatten.
Als die Türken am vierten Tag des Angriffes nach heftiger Kanonade am 13.
Januar 1578 die Erstürmung begannen, wurde ihnen kein Widerstand mehr
entgegengesetzt. Kein Gewehrschuss war zu hören und alle Lagerfeuer waren
erloschen. Dies erschien den Angreifern verdächtig und sie drangen sehr
vorsichtig weiter in die Festung ein. Als es ihnen gelang, das Haupttor
aufzubrechen, bot sich ein tragisches Bild: Alle Verteidiger waren tot,
verhungert, erfroren oder an den Verwundungen gestorben. In der Festung gab es
weder Nahrung, Brennholz noch Wasser oder Munition.
Von diesem Anblick war selbst Ferhad-Beg erschüttert und voller Respekt vor
der Tapferkeit dieser Burgbesatzung, die lieber in den Tod ging als sich zu
ergeben. Aus diesem Grund befahl er einen katholischen Geistlichen zur Festung,
um die Toten nach christlichem Ritual begraben zu lassen.
Großes militärisches Geschick, Widerstand bis zum letzten Mann und die
bewusste Opferung für die Heimat, machten Gvozdansko zum Symbol des kroatischen
Freiheitswillens und des Widerstandes gegen fremde Eroberer. Gvozdansko spielt
in der kroatischen Geschichte eine ähnliche Rolle wie Masada in der jüdischen,
Alkazar in der portugiesischen und Alamo in der US-Geschichte. Neben der
Schlacht bei Siget von 1566 unter der Führung von Nikola Šubić Zrinski nimmt die
Belagerung von Gvozdansko in der kroatischen Militärgeschichte einen
besonderen Platz ein.
4. Auf welche Kroaten oder kroatische
Erfolge sind die Kroaten stolz?
Die Kroaten kamen in die heutige Heimat schon im 7. Jh. Im Brief von 7. Juli
879 anerkannte der Papst Johannes VIII die "irdische Macht" des kroatischen
Fürsten Branimir, wodurch Kroatien als selbständiger Staat international
anerkannt wurde.
Dementsprechend ist die Geschichte des Landes reich an unvergesslichen
Ereignissen und vielen ausragenden Persönlichkeiten. Es würde den Rahmen dieser
Umfrage sprengen wenn ich alle Persönlichkeiten auf die Kroaten stolz sind,
auflisten müsste. Erwähnen möchte ich nur wenige aus dem politischen Leben und
der Wissenschaft.
Als grosse Politiker gelten Ban Josip Jelačić und Dr. Franjo Tuđman. Ban Josip
Jelačić (nach ihm ist in Zagreb der Zentralplatz genannt worden), hat 1848 die
Leibeigenschaft aufgelöst und fast alle unter der Habsburger Krone liegenden
kroatischen Länder vereinigt.
Dr. Franjo Tuđman war derjenige, dem gelungen ist das Land aus der
kommunistischen Diktatur Jugoslawiens zu befreien und die souveräne Republik
Kroatien zu gründen. Das kroatische Volk hat sich im Referendum mit 94 % für
einen unabhängigen und selbständigen Staat Kroatien entschieden, der auch am 8.
September 1991 vom Parlament Kroatiens erklärt wurde.
Kroaten sind sehr stolz auf die
Verteidiger der Stadt Vukovar, die sich 1991, ähnlich wie damals
Gvozdansko-Verteidiger, 3 Monate lang praktisch mit leeren Händen der serbischen
Uebermacht entgegenstellten. Die Stadt wurde dem Boden gleichgemacht, die
weniger am Leben gebliebenen Verteidiger wurden getötet und in die
Massengräber verscharrt, Frauen, Kinder und alte Leute wurden vertrieben oder
ebenfalls getötet und verscharrt.
Stolz sind wir auf die Generäle Ante Gotovina und Mladen Markač die unser Land
von der serbischen Besetzung befreit haben. Völlig unverschuldet mussten sie
viele Jahre im Haager Gefängnis verbringen um die eigene Unschuld zu beweisen.
Dies geschah es dann doch und sie wurden am 16.11.2012. freigesprochen. Dieser
Tag wird gross in die Geschichte Kroatiens geschrieben.
In der Wissenschaft findet man viele Kroaten die weltweit bekannt sind z.B.
Josip Ruđer Bošković (1711-1789). Dieser Jesuit, Professor an mehreren
europäischen Universitäten, Begründer und Leiter der grossen Sternwarte in
Mailand, der wegen seiner Forschungen und Vorträge ganz Europa durchreiste,
von Konstantinopel bis Cambridge und Oxford, veröffentliche zahlreiche
wissenschaftliche Werke aus den Gebieten der Mechanik, Optik, Geophysik,
Geodäsie, Meteorologie, Mathematik, Astronomie, Philosophie...
Auf die zwei "schweizerische" Chemiker Lavoslav Ružička und Vladimir Prelog
sind nicht nur die Schweizer stolz. Lavoslav Ružička (1887-1976) hat 1939. den
Nobelpreis für Chemie bekommen. Vladimir Prelog (1906-1998) erhielt ebenfalls
Nobelpreis für Chemie (1975.) Beide waren Kroaten und haben sich als solche
gefühlt. Der letztere - Prelog - ist Ehrenmitglied unseres Vereins (Kroatischer
Kulturverein).
5. Wie erhalten die Kroaten im Ausland ihre kroatische Kultur?
Am meisten durch die Zugehörigkeit zu einem Verein, z.B. einem Folkloreverein
oder Sport- bzw. Fussballklub, wo sie sich treffen und plaudern können. Unser
Verein gibt, zusätzlich zu anderen kulturellen Angeboten, einen Vereinsblatt
aus. Regelmässige Beiträge gibt es aus der kroatischen Geschichte, Kultur,
Wissenschaft, über interessante Bücher, über die Kroaten in der Schweiz, usw.
Sporadisch berichten wir über die Schweiz, die Verbindungen zwischen unseren
beiden Ländern früher und jetzt. Dazu dient auch die Internetseite des Vereins
www.hkz-kkv.ch.
(Zusammengefasst v.: D. Gaupp)
![](images/uni_st_gallen_02.jpg)
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