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KROATIENS WEG VON EUROPA NACH EUROPA      (05.01.2014)

Ein Abriss der kroatischen Geschichte von 1918 bis 2013

Von Gojko Borić

Am 1. Juli 2013 wurde Kroatien Mitglied der Europäischen Union, der richtige Zeitpunkt noch einmal daran zu erinnern, dass dieses Land und seine Bewohner bereits seit dem siebten Jahrhundert bis Anfang des 20. Jahrhunderts - genauer, bis 1918 - staatsrechtlich zum mitteleuropäischen und mediterranen Zivilisations- und Kulturkreis gehörte. Allerdings war es mit seiner Stellung als eigenständige Nation nicht immer zufrieden, insbesondere nicht als Teil größerer Staatsgebilde.

Der spätere Eintritt in einen südslawischen Staat, sowohl den königlicher als auch den kommunistischer Prägung, vergrößerte diese Unzufriedenheit.

 

Alle Versuche, die Österreichisch-Ungarische Monarchie im Sinne des Trialismus, also der Umwandlung in einen deutschen, einen ungarischen und einen slawischen Teil, zu reformieren, scheiterten an der Ablehnung durch Ungarn, das seine beherrschende Stellung in den slawischen Ländern nicht verlieren wollte. Sowohl die kroatischen Politiker als auch viele Intellektuelle glaubten, sich mit den Serben leichter verständigen zu können als mit den vermeintlich "fremden" Ungarn und Österreichern. Das erwies sich als Illusion.

Belgrad hielt in seiner Politik zwei Lösungen der südslawischen Frage bereit: eine großserbische und eine gesamtjugoslawische. Das großserbische Projekt sah zunächst den Zusammenschluss aller so genannten "serbischen Länder" vor. Dazu gehörten Serbien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina sowie Teile Kroatiens (Süddalmatien und Slawonien). Das Schicksal der übrigen Teile Kroatiens interessierte Belgrad nicht. Gegen derartige Aussichten liefen die kroatischen Exilpolitiker Sturm. Am Ende des Ersten Weltkriegs siegte schließlich doch die jugoslawische Gesamtlösung.

Nach dem Versailler-Vertrag verloren die Kroaten das überwiegend von ihnen bewohnte Istrien, die Hafenstadt Rijeka, die dalmatinische Hauptstadt Zadar sowie drei Adriainseln an Italien. Ohne Zustimmung des kroatischen Parlaments und ohne Volksabstimmung wurde unter der Dynastie Karađorđević das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen gegründet.

Das erste Jugoslawien wurde ein zentralistischer Staat unter serbischer Vorherrschaft. Im gemeinsamen Parlament kam es zu schwerwiegenden serbisch-kroatischen Auseinandersetzungen. Nach der administrativen Teilung des Landes erhielten die Kroaten nur zwei von neun Banschaften, eine ging an Slowenien und sechs beherrschten unrechtmäßig die Serben. Sämtliche Gesetze wurden gegen den Willen der stärksten kroatischen Partei, der Bauernpartei, durchgesetzt. Wirtschaftlich wurden die Kroaten ausgebeutet. Die einstige südslawische Geldmetropole Zagreb verlor diese Position zugunsten Belgrads. In der Armee und Staatsverwaltung spielten die Kroaten eine untergeordnete Rolle. Erst da wurde offensichtlich, dass die Kroaten unter den Habsburgern mehr Rechte besaßen als in dem "erträumten" Jugoslawien.


Ein serbischer Abgeordneter tötete 1928 im jugoslawischen Parlament den Führer der Kroatischen Bauernpartei, Stjepan Radić und drei weitere Abgeordnete. 1929 proklamierte König Aleksandar eine Diktatur; das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen wurde in Königreich Jugoslawien umbenannt. Alle Parteien wurden verboten einschließlich aller nationalen Symbole, wie Fahnen und Wappen, mit Ausnahme der serbischen, die zugleich Symbole der Serbisch-orthodoxen Kirche waren. Jugoslawien wurde in einen "Einheitsstaat" verwandelt unter dem Motto: "Ein Volk, ein Staat, ein König" (und das ein Jahrzehnt vor Hitlers ähnlicher Parole). Der Führer der kroatischen Nationalisten, Dr. Ante Pavelić, floh ins Ausland und gründete die "Kroatische Revolutionäre Bewegung - die Ustascha" (Ustascha bedeutet "Aufständische"), die als Mittel zur Befreiung des Landes auch Gewalt befürworteten.

Die kroatische nationale Frage im Königreich Jugoslawien


Angesicht der "deutschen Gefahr" durch den "Anschluss" Österreichs verständigten sich die kroatischen und serbischen Politiker auf die Gründung einer autonomen "Banschaft Kroatien", zu der die kroatischen Länder sowie Teile Bosnien-Herzegowinas gehörten. Diese Entscheidung kam jedoch zu spät. Eigentlich wollte Hitler-Deutschland Jugoslawien nicht angreifen, da es dem deutschen "Drang nach Osten" nicht im Wege stand. Belgrad hatte sich sogar dem "Dreimächte-Pakt" angeschlossen. Kurze Zeit darauf putschten serbische Offiziere mit Hilfe britischer Geheimagenten und stürzten die damalige jugoslawische Regierung.

Deutschland griff Jugoslawien an und besiegte seine Armee in etwa zwei Wochen. Keiner der Betroffenen wollte für Jugoslawien kämpfen. Die Achsenmächte teilten Jugoslawien auf: Slowenien wurde zu Teilen jeweils von Deutschland und Italien einverleibt, Mazedonien ging an Bulgarien, Montenegro erhielt einen halbautonomen Status, das Kosovo wurde ein Teil Großalbaniens, Ungarn beanspruchte die Vojvodina für sich, und Serbien schließlich wurde unter deutsche Verwaltung gestellt.

Kroatien und Bosnien-Herzegowina wurden vereint in einem damals so genannten Unabhängigen Staat Kroatien unter Führung der nationalistischen "Ustascha-Bewegung" mit Ante Pavelić als Staatsoberhaupt. Große Teile der Kroaten begrüßten diese Eigenstaatlichkeit zunächst, wurden aber schon bald bitter enttäuscht. Angesichts vieler italienischer Niederlagen zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wollte Mussolini zumindest einen "Sieg" für sich verbuchen und verlangte von Ante Pavelić mehr als die Hälfte Dalmatiens einschließlich fast aller Adria-Inseln. Mit Erfolg. Dazu ist eine Bemerkung des damaligen italienischen Königs Victor Emmanuel II. überliefert, der zu Mussolini sagte: "Sie haben Dalmatien bekommen, aber Kroatien verloren."

Aufstände gegen Deutsche, Italiener und ihre einheimischen Verbündeten

Durch diese Amputation begann die Erosion des Pavelić-Regimes. Die Ustascha-Bewegung ließ keinerlei Konzepte erkennen, was mit der großen serbischen Minderheit geschehen sollte. Schon bald versteckten sich serbische Aufständische in Wäldern, aus denen sie den kroatischen Staat bekämpften. Die Ustascha reagierten darauf mit brutaler Gewalt. Die Kommunisten verharrten in Wartestellung. Erst als Hitler die Sowjetunion angriff, riefen die jugoslawischen Kommunisten zum Aufstand auf. Im damaligen Kroatien entbrannte ein vielschichtiger Alle-gegen-Alle-Krieg. Die Ustascha verfolgten eine von Deutschland "inspirierte" Politik der erbarmungslosen Bekämpfung der Juden, Roma, Serben und antifaschistischer Kroaten. Im Lager Jasenovac kamen dabei Tausende Menschen ums Leben. Die genaue Zahl ist nicht bekannt. Es gibt Anzeichen dafür, dass dieses Lager nach dem Zweiten Weltkrieg auch von den Kommunisten für die Inhaftierung ihrer Gegner genutzt wurde.


Die Kommunisten entwickelten eine raffinierte Propaganda: Sie gaben ihrem Kampf einen antifaschistischen Anstrich und hielten ihre Ziele nach einer Machtübernahme geheim. Stattdessen feierten sie den Panslawismus und entfachten eine antideutsche und antiitalienische Pogromstimmung. Anfangs wurde die Partisanenbewegung in Kroatien stark von Serben bestimmt, doch bereits von 1942 an stießen immer mehr Kroaten zu den antifaschistischen Kämpfern. Nach der Kapitulation Italiens im September 1943 war allen klar, dass Hitlers Deutschland den Krieg verlieren würde.

Der Sieg der Kommunisten in Kroatien und Jugoslawien

Bald erfreute Tito sich auch der britischen Unterstützung, nachdem Ministerpräsident Churchill offen seine Meinung kundtat, er werde in Jugoslawien diejenige Bewegung unterstützen, welche die "meisten Deutschen umbringt". Und das waren die Partisanen Titos und nicht die serbischen Tschetniks. Diese machten größtenteils mit den Italienern und Deutschen gemeinsame Sache. Am Ende des Krieges blieben die Partisanen die konkurrenzlosen Sieger. Es setzte eine allgemeine Flucht all derjenigen ein, die mit Deutschland zusammen arbeiteten. Etwa eine halbe Million Volksdeutscher flüchtete oder wurde vertrieben, viele von ihnen wurden ermordet. Die kroatischen, serbischen und slowenischen Nationalisten, darunter viele Zivilisten, Frauen und Kinder, suchten Schutz in Österreich und wurden im Mai 1945 von den Briten an die Armee Titos ausgeliefert. Vom österreichischen Bleiburg bis tief ins Innere Jugoslawiens wurden auf diesem so genannten Kreuzweg etwa 80 bis 100 Tausend Menschen von den Partisanen ermordet. Dieses Verbrechen des jugoslawischen Antifaschismus kommunistischer Prägung ist bis heute ungesühnt geblieben.

Das kommunistische Jugoslawien als sowjetischer Satellit

Ihr wahres Gesicht zeigten die jugoslawischen Kommunisten erst zu Beginn des Friedens, als Jugoslawien zu einer Art Mini-Sowjetunion wurde. Was die sowjetischen Bolschewiken in der Zeitspanne von der Oktober-Revolution bis zu Hitlers Angriff vorgemacht hatten, wiederholten nun die Kommunisten Titos, die Musterschüler Stalins. Schulen und Universitäten wurden marxistisch indoktriniert, es gab keine Presse-und Meinungsfreiheit.

Das Privateigentum auch kleiner Betriebe wurde abgeschafft, die Landwirtschaft kollektiviert, nichtkommunistische Organisationen wurden verboten, religiöse Gemeinschaften, insbesondere die katholische Kirche, grausam verfolgt; etwa 600 Priester und Ordensbrüder- und -Schwestern wurden während des Krieges und danach umgebracht. Auf den perfiden Versuch des jugoslawischen Diktators, die katholische Kirche zu neutralisieren mit dem Ziel, dass diese sich von Rom trennt, gingen die kroatischen Katholiken natürlich nicht ein. Daraufhin wurde der Zagreber Erzbischof Alojzije Stepinac verhaftet und in einem Schauprozess zu 16 Jahre Kerker verurteilt. Danach verlieh ihm der Vatikan die Kardinalswürde. Stepinac starb im Hausarrest in seinem Heimatdorf Krašić und wurde im Zagreber Dom beigesetzt. Inzwischen ist er seliggesprochen worden.

Der Streit zwischen Stalin und Tito

Nur drei Jahre nach Kriegsende wollte Stalin Tito absetzen, weil er außenpolitische Ambitionen entwickelte, was Stalin nicht behagte. Tito wollte eine große "Balkanföderation" gründen, bestehend aus den jugoslawischen Teilrepubliken sowie Bulgarien und Albanien. Es kam zum Bruch zwischen Moskau und Belgrad. Fast ein Jahr lang versuchte Tito Genosse Stalin davon zu überzeugen, dass er ein treuer Kommunist sei, aber es gelang ihm nicht. Alle sowjetischen Versuche, Jugoslawien zu destabilisieren, scheiterten, nicht zuletzt auch deshalb, weil der Westen in die Bresche sprang und Titos Land wirtschaftlich, militärisch und politisch wirksam unterstützte. Jugoslawien wurde sogar Mitglied eines "Balkan-Pakts" mit den NATO-Staaten Griechenland und Türkei.

Der so genannte "Dritte Weg" Jugoslawiens

Erst danach entwickelten Jugoslawiens Kommunisten eine Ideologie des so genannten "Dritten Weges im Sozialismus", der geprägt war von der Arbeiterselbstverwaltung in den Betrieben sowie einer nicht gebundenen Außenpolitik. Beide Ansätze waren halbherzig, da sie in einem totalitären System eingebunden blieben. Alle entscheidenden Beschlüsse kamen von der Partei- und Staatsspitze - von Tito und seinen engsten Mitarbeitern. Die Versuche von Milovan Djilas und später 1971 und 1972 von kroatischen und serbischen "liberalen" Kommunisten, das Parteimonopol zu brechen, scheiterten.

Die kroatischen Kommunisten gewannen seinerzeit sogar die Sympathie des Volkes wegen ihres Eintretens für die nationalen Belange, wurden aber genau deswegen von den Titoisten in den eigenen Reihen brutal abgesetzt. Tito und seine Anhänger in den Teilrepubliken blieben bis zuletzt der kommunistischen Ideologie verhaftet. Diese aber wurde in der Praxis lascher umgesetzt und war damit für die Menschen einigermaßen erträglich. Die Bürger Jugoslawiens hatten mehr (Halb)Freiheiten als diejenigen in anderen kommunistischen Ländern. Sie konnten ins Ausland reisen und dort sogar Arbeit annehmen, die Lektüre ausländischer Publikationen und Bücher stand ihnen offen, die Künstler konnten sich relativ frei ausdrücken, ob im Jazz oder abstrakter Kunst, unorthodoxe Meinungen vertreten, wenngleich nur im kleinen Kreis, auch war die Gründung kleiner Privatfirmen möglich und vieles mehr. Jedoch war die Entwicklung Jugoslawiens über Jahrzehnte von vielen halbherzigen Wirtschaftsreformen gekennzeichnet.

Jugoslawien als andauerndes Krisenland

Schlussendlich war Jugoslawien mit über 35 Milliarden Dollar im Ausland verschuldet, und der Alltag wurde durch allgemeinen Warenmangel belastet. Dass es den Menschen in anderen Ostländern weitaus schlechter ging, tröstete sie wenig. Sie zogen eher Vergleiche mit den westlichen Ländern - Italien, Österreich und Deutschland. Nur dank der Einnahmen aus dem Tourismus und der enormen von den Gastarbeitern überwiesenen Devisen konnte Jugoslawien seine Zinsen begleichen und den Lebensstandard halbwegs halten.

Im Übrigen erhielt Titos Staat günstige Kredite, ja sogar Schenkungen aus dem Westen, um als Beispiel für die anderen kommunistischen Länder zu dienen. Der Erfolg blieb jedoch langfristig aus. Bereits einige Jahre vor Titos Tod wuchs die Unzufriedenheit der Menschen. Die drei Säulen, auf die Jugoslawien sich stützte, begannen zu bröckeln. Nach dem Tod des charismatischen Staatschefs Tito übernahmen acht Nachfolger die Regierungsgeschäfte, allesamt Bürokraten ohne jeden gesamtjugoslawischen Einfluss.

Die Partei entzweite sich in drei Fraktionen: die progressive (Slowenen und Kroaten), die repressive (Serben und Montenegriner) und die unentschlossene (Bosniaken und Mazedonier). Die "jugoslawische Armee" (immer reaktionär) wurde zunehmend mehr zu einer serbischen Armee. Unterdessen veröffentlichte die Parteizeitung "Borba" ein halbfertiges "Memorandum der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste", in dem besondere Rechte für die - wie es darin heißt - "unterprivilegierte serbische Nation" gefordert wurden. Nach heftigen innerparteilichen Kämpfen siegte in Serbien auf einem Parteikongress ein bis dahin wenig bekannter Funktionär namens Slobodan Milošević. Er übernahm fast alle nationalistischen Forderungen aus den politischen und intellektuellen Kreisen, die dazu geeignet waren, die Übermacht der Serben in ganz Jugoslawien nach altem Vorkriegsmuster erneut zu etablieren. Diese Entwicklung stieß auf großen Widerstand und Ängste bei den Kroaten, Slowenen und den bosnischen Muslimen.

Jugoslawien geht seinem Ende entgegen

Auf dem letzten Kongress des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens 1988 wurde die gemeinsame Partei zerstört und die jugoslawische Armee durch und durch serbisch ausgerichtet. Es dauerte noch einige Monate, bis Milošević auch die Autonomie des Kosovo und der Vojvodina abschaffte und die Parteiführung in Montenegro zum Rücktritt zwang. Slowenien und Kroatien wehrten sich entschieden, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina verhaltener. Es gab keine Möglichkeit, gesamt-jugoslawische Wahlen durchzuführen, und Parlamentswahlen fanden nur in einzelnen Teilrepubliken statt. In Slowenien, Kroatien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina siegten antikommunistische, teilweise nationalistische, Parteien.

Nur in Serbien und Montenegro blieben Postkommunisten die Sieger. Milošević triumphierte, und es begann jener Krieg, den man im Westen fälschlicherweise "Bürgerkrieg" nennt, obwohl er ein Angriffskrieg der serbischen Kräfte war gegen Slowenien und Kroatien sowie gegen die Bosniaken und Kroaten in Bosnien-Herzegowina. Die Begründung der serbischen Seite klang fadenscheinig: Die Serben außerhalb Serbiens seien von ihren Nachbarvölkern bedroht und wollten daher in Jugoslawien und nicht in selbstständig gewordenen früheren Teilrepubliken leben.

Kroatien und Slowenien wollen selbstständig werden

Nach Meinung einer von der Europäischen Union eingesetzten Kommission unter der Leitung des ehemaligen Mitglieds des französischen Verfassungsgerichts, Robert Banditer, ist Jugoslawien nicht durch die Sezession zugrunde gegangen, vielmehr durch innere Widersprüche. Es war eine Implosion und nicht die Intervention durch Außenkräfte (Deutschland, Österreich, Vatikan usw.), wie die serbische Propaganda bis heute behauptet.


Der Krieg dauerte unterschiedlich lang: in Slowenien zwei Wochen, in Kroatien etwa fünf Jahre. Dagegen ertrug ihn Bosnien-Herzegowina sechs lange Jahre und hatte am Ende mehr als 100 Tausend Tote zu beklagen; die materiellen Schäden wurden auf mehrere Milliarden geschätzt. In Kroatien verloren etwa 15 Tausend Menschen ihr Leben, 60 Tausend wurden verletzt. Kroatien hatte sich weitgehend allein von den serbischen Aufständischen befreit, Ostslawonien integrierte sich auf friedlichem Wege. Für die Kroaten gab es keinen Zweifel darüber, wer diesen Krieg, den man in Kroatien den Vaterlandskrieg nennt, gewollt und ausgelöst hat: nämlich Milošević und die serbischen Nationalisten im Verbund mit ihren Satelliten in Kroatien.


Die Wirtschaft Kroatiens kam infolge des Krieges fast zum Erliegen. Es gab keinen Tourismus mehr, und große Teile der Industrie und Landwirtschaft standen unter dem Beschuss serbischer Kanonen. Die materiellen Verluste wurden auf drei Milliarden Dollar geschätzt. Ganze Städte, wie Vukovar an der Donau, wurden fast völlig zerstört, andere stark beschädigt, wie Dubrovnik, Šibenik, Zadar, Karlovac, Slavonski Brod, Osijek und weitere. Sogar die Hauptstadt Zagreb wurde beschossen.

Der schwere Weg Kroatiens zur Staatswerdung

In Kroatien sorgten nun die "Blauhelme" der Vereinten Nationen (UNPROFOR) für Frieden, ihre Mission erfüllten sie aber nicht ganz. Zwar hatten sie den Krieg beendet, jedoch die serbischen Paramilitärs nicht entwaffnet. 200 Tausend kroatische Flüchtlinge konnten nicht heimkehren. Die Kroaten fürchteten eine "Zyprisierung" ihres Landes, nämlich die Teilung in einen kroatischen und einen serbischen Teil. Dieser nannte sich fortan "Republik der serbischen Krajina", wurde jedoch von niemand anerkannt, nicht einmal von Belgrad selbst. In zwei militärischen Aktionen endete dieser Spuk in kurzer Zeit und das mit stillschweigender Zustimmung der Amerikaner.

Die kroatische Armee hatte dabei ihre "Arbeit" korrekt erledigt, was man von den nachrückenden Einzelkämpfern leider nicht sagen kann. Ihre Untaten wurden später vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag als "Kriegsverbrechen" gebrandmarkt. Über dieses Kapitel herrscht in Kroatien eine geteilte Meinung. Für die einen waren es Kriegsverbrechen, für die anderen "Verbrechen im Krieg". Die kroatische Justiz hat mehrere hohe Offiziere, sogar Generäle, verurteilt. Die volle Verantwortung für den Untergang der so genannten "Serbischen Republik Krajina" lag dennoch bei Miloševićs Regime und seinen lokalen serbischen Fanatikern, die dem "Schlächter vom Balkan" vertraut hatten.

Einer der Führer der kroatischen Serben, Milan Martić, hat vor seiner Verurteilung in Den Haag die Kroaten um Verzeihung gebeten und sich einige Wochen später umgebracht. Auch der Hauptschuldige in dem post-jugoslawischen Drama, Slobodan Milošević, starb in Den Haag vor seiner Verurteilung. Demgegenüber haben die Haager Richter in zweiter Instanz die beiden kroatischen Generäle Ante Gotovina und Mladen Markač für unschuldig erklärt und damit auch die damalige kroatische Politik gegenüber den einheimischen Serben als rechtens bewertet. Zu einem gegenteiligen Urteil kamen sie bei sechs beschuldigten kroatischen Funktionären aus Bosnien-Herzegowina. Es besteht jedoch die Aussicht, dass auch sie in zweiter Instanz freigesprochen werden.

Kroatien - ein ganz normaler Staat mit Fehlern

Die ersten Wahlen in Kroatien vor 22 Jahren waren reibungslos verlaufen. Zahn Jahre lang herrschte unangefochten der politisch eigenwillige Präsident Franjo Tuđman, was sich im Krieg und den Wirren der Nachkriegsjahre nicht selten als Vorteil erwies. Andererseits wurde unter seiner Herrschaft eine teilweise kriminelle Privatisierung durchgeführt, nicht wesentlich anders als in den übrigen ehemaligen kommunistischen Ländern. Weder er noch seine Leute waren auf die schweren postkommunistischen Zeiten adäquat vorbereitet. Die letzten fünf Jahre seiner Präsidentschaft wurden durch manche unkluge Entscheidungen belastet. Dazu mögen sein prekärer Gesundheitszustand als auch seine intriganten Ratgeber beigetragen haben. Nach seinem Tod verlor seine Partei, die HDZ, die Wahlen.


Die nachfolgende Sechs-Parteien- Regierung unter Führung des Sozialdemokraten Ivica Račan brach zwar wegen innerer Streitigkeiten vor Ende seines Mandats auseinander, sie erfüllte jedoch alle Forderungen aus Brüssel ohne Widerspruch. Diese Tatsache wurde dann als endgültige Hinwendung Kroatiens zur Europäischen Union "verkauft". Diese Regierung verlor trotzdem die Wahlen zugunsten der konservativen HDZ mit dem damals als modern und zukunftsorientiert Ministerpräsidenten Ivo Sanader an der Spitze bezeichneten. Er wiederholte die Politik Tuđmans zwar nicht, betonte aber immer wieder die Bedeutung seines Vorgängers als große historische Persönlichkeit, dem als Gründer des Staates Anerkennung und Achtung gebührt. Damit drückte er auch die Meinung der überwiegenden Zahl der Kroaten aus, die allerdings weitaus stärker mit ganz anderen Problemen beschäftigt waren und sind. Sie verlangen mehr Arbeitsplätze, bessere Löhne, eine gute Ausbildung für ihre Kinder, eine bessere Gesundheitsvorsorge - eben alles das, was sich die Menschen auch in den westlichen Staaten wünschen.

In der Außenpolitik verbuchte Kroatien unter Sanader einige Erfolge. Der Eintritt in die NATO und eine weitere Annäherung an die EU gehören dazu. Allerdings trat Sanader ohne Begründung von allen seinen Ämtern zurück. Seine Nachfolgerin wurde Jadranka Kosor. Sie konnte einige außenpolitische Erfolge im Streit um kleine Grenzkorrekturen mit Slowenien für sich verbuchen. Außerdem legte sie auch eine starke Betonung auf die Korruptionsbekämpfung, was sich jedoch als Bumerang erwies: Die Mehrzahl der wegen Korruption Beschuldigten stammt aus ihrer eigenen Partei HDZ. Erneut an die Macht gekommen sind frühere Koalitionäre aus der sozialdemokratischen und liberalen Partei sowie zwei kleineren Parteien unter Führung des jungen und unerfahrenen Zoran Milanović. Auch diese Regierung hat bis jetzt keine besonderen Erfolge vorzuweisen, außer dass sie den Bürgern finanzielle Belastungen aufbürdete. Doch sollte auch dieser Koalition die zweijährige Bewährungszeit zugestanden werden.

Literatur, die zum besseren Verständnis Kroatiens beitragen kann:

Jagoda Marinić: Gebrauchsanweisung für Kroatien, Piper Verlag, München, 2013
Claus Heinrich Gattermann: Kroatien / Zweitausend Jahre Geschichte an der Adria, Verlag OLMS, Hildesheim, Zürich, New York 2011
Ludwig Steindorff: Kroatien, Verlag Pustet, Regensburg, 2001
Jane Oliver: Kroatien , Verlag Mairdumont, Ostfildern, 2007
Reiseführer: Kroatien, Verlag DuMont, Köln, 2000
Reiseführer: Die Kroatische Adria, Verlag Naprijed, Zagreb, 1998
Kirchner, Poteschil, Rieder, Zölch, Kroatien entdecken, Trescher Verlag, Berlin 2003
Uwe Mauch: Zagreb entdecken, Trescher Verlag, Berlin, 2007
Alida Bremer (Hrsg): Jugoslawische (Sch)erben, Fibre Verlag, Osnabrück, 1993
Ramet, Clewing, Lukić (Hrs.): Croatia since Independence, Oldenbourg Verlag, München, 2008
Tvrtko P. Sojčić: Die "Lösung" der kroatischen Frage zwischen 1939 und 1945, Franz Steiner Verlag, Stuttgart, 2008

 

 

 

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