Der Artikel beginnt mit einem Lied von Vladislav
Mentschelitsch aus seinem Werk: "Trublja Slovinska",
Ancona 1665:
In Sklaverei wäre längst
versunken Italien
Wenn nicht die Türkenflut
An Kroatiens Strande zerschellte!
Nachher wurden
die bedeutungsvollen Ereignisse aus der kroatischen
Geschichte aufgelistet, mit welchen der Autor die
kroatische Kultur und Heldenmut dokumentiert. Einige
davon sind, zum Teil verkürzt, unten wiedergegeben.
06.09.1345. - Die Kroaten der Stadt
Zadar an der Ostküste der Adria mussten sich gegen die
beständigen bestialischen Angriffe der "christlichen"
Flotte der venezianischen Republik verteidigen. Die
Kroaten Zadars hatten damals eine 14 Monate lange
Belagerung durch die Venezianer (20'000 Mann) zu
erleiden; die Venezianer töteten und verbrannten alles
und jedes, was ihnen in den Weg kam. Trotzdem
verteidigte sich Zadar mit Erfolg gegen die Flotte der
venezianischen Republik.
18.08.1450. - In Split wurde der
älteste kroatische Dichter Marko Marulitsch geboren.
(Im Illustrierter Schweizer Volksfreund, Nr. 12./1950,
publizierte ich über diesen bedeutenden kroatischen
Patrioten einen Artikel. Jean Hirt).
29.08.1526. - Die Schlacht bei Mohacz,
in deren grossen Kämpfen auch 6'000 Kroaten fielen.
Als die Türken-Invasionen und ihr im Balkan und
Südosteuropa errichtetes Reich unter der Regierung
Suleimanns II., "des Grossen", das Höchstmass ihrer
Angriffskraft erreicht hatten, da waren es vor allem
kroatische Heerführer, die die Türken aufhielten und
ihnen Niederlagen bereiteten. ...So haben ganz West-
und Mitteleuropa es dem Heldenmut und dem Opfersinn
kroatischer Generationen zu danken, dass die grüne
Fahne des Propheten nicht über das Abendland, seine
Kultur, seine Freiheit und das Christentum
triumphieren konnte.
20.09.1528. - Der kroatische Banus
Ivan Karlovitsch schlug die Türken bei Udbina.
28.08.1532. - Nikola Jurischitsch
verhindert den türkischen Ansturm auf die Festung
Kisek.
10.09.1565. - Der kroatische Banus
Petar Erdödy schlug die Türken bei Obreschke.
08.09.1566. - stirbt der kroatische
Banus Nikola Subitsch Zrinski (es ist bemerkenswert,
dass der Autor den vollen Namen in der kroatischen
Originalversion verwendet, und nicht die in der
Fremdliteratur übliche ungarische Version Miklos
Zriny. O.Gaupp) den Heldentod in der Verteidigung der
Festung Sziget, die von den Türken belagert wurde. Der
türkische Kaiser Suleimann II., der Grosse, fiel auch
vor der Festung Sziget. Kraft und dank der Tapferkeit
und Aufopferung des kroatischen Manneswesens ging die
grossangelegte Offensive der Türkeninvasionen in die
Brüche. Theodor Körner hat anno 1812 jenes Ereignis in
einem Trauerspiel Zriny beschrieben. Vor 13 Jahren
brachte es hier in der Schweiz der Dramatische Verein
Nürensdorf zur Aufführung.
07.09.1848. - Der Banus der
kroatischen Nation, Josip Jellatschitsch (geb.
16.08.1801, gest. 20.05.1859) war gezwungen, sich
gegen den neu erwachten magyarischen (ungarischen)
Hypernationalismus und gegen die magyarische
Gleichschaltung zu wehren. Das hoch entwickelte
kroatische Kulturvolk, dessen Staatsgründung rund ein
halbes Jahrtausend vorher schon existierte, bevor
überhaupt die Ungarn (Hunngarn, Magyaren) sich
sesshaft in der Nachbarschaft des kroatischen Staats-
und Kulturvolkes per exellence drängten, wollte nicht
im neuen, grossen Hunngarenreich aufgehen. Der Banus
des kroatischen, südosteuropeischen Staats- und
Kulturvolkes, der Patriot Josip Jellatschitsch, ward
daher gezwungen, den Hunngaren, die von Kossuth
geführt waren, den Krieg zu erklären. Kossuth Lajos
hatte damals übermütig erklärt: "Ich kenne keine
kroatische Nationalität. - Wo ist Kroatien? Ich kann
es auf der Landkarte nicht finden. - Zwischen uns kann
nur das Schwert entscheiden". Banus Josip
Jellatschitsch und seine kroatischen Soldaten
besiegten dann in vielen Kämpfen und Schlachten die
Ungarn, die mit ihrer beabsichtigten, brutalen
Ungarisierung und auch Italienisierungs-Politik die
angestammte kroatische Sprache des kroatischen Staates
und Volkes in Kroatien-Slavonien-Dalmatien im
Dienstverkehr und so weiter und so fort verdrängten
und auslöschen wollten.
Bedeutsamerweise endet der Artikel mit dem folgenden
Lied des Dichters Johannes v. Müller:
Was den Bestand
Und den Namen eines Volkes erhält,
Ist die Unvergänglichkeit
Seiner nationalen Eigenart.
Die Reste der
vier "roten" Schweizer Regimente und das erste und
dritte Kroaten-Regiment deckten den Rückzug an der
Beresina.
Das Schweizerische und Kroatische Volk
haben einige Gemeinsamkeiten. Beide waren
Auswanderervölker, die Kroaten sind es auch heute. Die
Schweizer dienten als Söldner in fremden Diensten, die
Kroaten ebenfalls. Die Schweizer Söldner hatten einen
ausgezeichneten Ruf, die kroatischen ebenfalls, obwohl
dies heute weniger bekannt ist. So haben
beispielsweise die Deutschen im 2. Weltkrieg von ihren
Alliierten Unterstützung an der Ostfront verlangt.
Einige kroatische Einheiten, neben den Italienern,
Rumänen, Bulgaren usw., waren auch beteiligt. Im
deutschen Kriegsbericht wird beklagt, dass mit
Ausnahme der Kroaten, die mit den Deutschen
vergleichbare Kampfesstärke zeigten, alle andere mehr
schadeten als sie vom Nutzen waren. Im Artikel unter
dem oben aufgeführten Titel (Illustrierter Schweizer
Volksfreund, Nr. 10/11, 1953) lobt der Autor Jean Hirt
die Tapferkeit der Kroaten, die Schulter an Schulter
mit den Schweizern am Feldzug Napoleons in Russland
teilnahmen. Hier einige Auszüge aus dem Artikel:
Eine halbe Million Mann stark war die
europäische Armee Napoleons nach Russland gezogen,
rund 330'000 waren dort auf der Strecke geblieben. Die
Hauptverluste wurden natürlich nicht von den
französischen Einheiten getragen, sondern von den
Deutschen, Polen, Niederländern, prozentual aber am
blutigsten wie gewohnt von den Schweizer Regimenten
und - was dem Geschichtsbewusstsein des europäischen
Lesers weniger bekannt sein dürfte - ebenso von zwei
kroatischen Regimenten.
Die Schweizer Division Merle hatte sich laut dem 28.
Bulletin der Grossen Armee, datiert vom 1. Nov. 1812,
unterzeichnet von Napoleon, durch Kaltblütigkeit und
Tapferkeit ausgezeichnet, besonders in der ersten und
zweiten Schlacht bei Polozk, wo es den Schwei-zern des
4. Regiments und dem 3. kroatischen Regiment, das zur
Brigade Amey gehörte, oblag, gemeinsam den Rückzug des
Armeekorps Oudinot über die Düna Brücke gegenüber den
Russen zu decken. So hatten die Schweizer und die
Kroaten die blutigsten Opfer und Verluste erlitten.
Das war am 24. Nov. Hier an der Beresina harrten drei
russischen Armeen der Stunden, die Katastrophe der
Grossen Armee des Franzosen-Kaisers zu
beschleunigen... Den berühmten Streich vollführten die
Kroaten am 28. Nov., als Napoleon an der Beresina von
einer überzähligen russischen Armee angegriffen wurde.
Hier verhalfen die Kroaten den Franzosen zum letzten,
obwohl schon verzweifelten Sieg über die Russen. Die
Kroaten bezahlten ihre Tapferkeit teuer, da ihr
Regiment an diesem Tage 700 Mann verlor, darunter 16
Offiziere. Das 3. Kroaten-Regiment, dessen Oberst
Fleury ein Schweizer war, hatte nur noch 100 Mann,
denen die Rückzugsdeckung der Artillerie anvertraut
wurde.
Von Osvin
Gaupp
aus dem Vereinsblatt des Kroatischen Kulturvereins
DO Nr. 104
10.07.2010.
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