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KROATISCHER ECKPFEILER VUKOVAR GEFALLEN - 18.11.1991

Aus dem von Lord Carrington ausgehandelten 13. Waffenstillstand wurde eine neue serbische Grossoffensive.

86 Tage lang hatten die kroatischen Verteidiger in ihrem der waffenmässigen Überlegenheit von Volksarmee und Tschetnik-Verbänden standgehalten. 17'000 Einwohner, darunter 2'000 Kinder, hatten, von einer Schar Nationalgardisten tapfer verteidigt, unter unbeschreibbaren Verhältnissen in den Kellern ihrer von Artilleriegranaten, Fliegerbomben und Raketen zerstörten Häuser ausgeharrt.

Am Sonntagmittag musste das Införmationsministerium in Zagreb melden, die letzten kroatischen Nationalgardisten seien nach dem bisher schwersten Raketenbeschuss nicht länger in der Lage, die Stadt zu halten.

Systematische Razzia nach Widerstandskämpfern

Die auf serbischer Seite kämpfenden Verbände der jugoslawischen Volksarmee drangen inzwischen bis ins Stadtzentrum vor, bislang hatten sie lediglich die Überlegenheit ihrer schweren Waffen ausgenützt, den direkten infanteristischen Kampf aber stets gemieden. Eine Radioreporterin des kroatischen Rundfunks berichtete am Sonntagnachmittag aus Vukovar, Soldaten der Volksarmee und serbische Freischärler kämmten systematisch Haus um Haus durch und führten jeden erwachsenen Mann ab, der im Verdacht stünde, an der Verteidigung der Stadt mitgewirkt zu haben.

Dramatische Hilfsappelle

Regierungskreise in Zagreb befürchteten, die Serben könnten in Vukovar das bislang grösste Massaker dieses Krieges anrichten. Präsident Tudjman richtete flammende Hilfsappelle an den deutschen Bundeskanzler Kohl, US-Präsident Bush und Uno-Generalsekretär Perez de Cuellar. In den Schreiben hiess es, der drohende Fall von Vukovar könnte eine Serie von Grenzänderungen in Europa auslösen, die den ganzen Kontinent in einen blutigen Konflikt stürzen würden.

Bedingungslose Kapitulation verlangt

Ein von der kroatischen Führung dem Oberkommando der Volksarmee am Sonntag gemachtes Verhandlungsangebot wurde von diesen abgelehnt; die Armee bestehe auf der bedingungslosen Kapitulation Vukovars, hiess es am Abend in Zagreb.

Delegierte des internationalen Komitees vom Roten Kreuz suchten bislang erfolglos eine Feuerpause zur Evakuierung der Zivilbevölkerung zu erwirken.

Nach unbestätigten Berichten aus Zagreb sollen die verbliebenen kroatischen Einheiten den Befehl erhalten haben, sich durch die Linien der jugoslawischen Armee und der serbischen Freischärler in Richtung Vinkovci durchzuschlagen.

Auch in anderen Teilen Slawoniens, so in Osijek, Nova Gradiska und Pakrac zeichnete sich nach der nicht eingehaltenen Waffenruhe eine neue Grossoffensive Serbiens ab. Kroatische Verteidiger sprengten am Sonntagnachmittag eine 900 m lange Strassenbrücke über die Save, um einen Panzerangriff der Volksarmee von bosnisch-herzegowinischem Territorium aus zu verhindern.

Arthur Meyer, Wien (18.11.1991)

19.11.2010.

de - 2010

 

 

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